
In der Welt des Influencer-Marketings herrschte lange Zeit ein einfaches Prinzip: Je größer die Reichweite, desto besser. Unternehmen investierten hohe Summen in Kampagnen mit prominenten Social-Media-Stars oder klassischen Celebrities. Doch diese Denkweise verändert sich. Zunehmend setzen Marken auf Micro-Influencer – also Content Creator mit vergleichsweise kleiner, dafür aber sehr engagierter Community. Dabei geht es nicht mehr nur um Reichweite, sondern um Relevanz, Authentizität und kulturelle Resonanz.
In diesem Beitrag analysieren wir, warum Micro-Influencer immer wichtiger werden, wie sie Markenbotschaften glaubwürdig transportieren und was Marketer von sogenannter „Internet Lore“ lernen können – also von Content, der in Nischen entsteht und dennoch große kulturelle Wellen schlägt.
Micro-Influencer sind Personen mit einer Social-Media-Followerzahl zwischen etwa 1.000 und 100.000. Sie bewegen sich meist in einem bestimmten Themenbereich – sei es Gaming, Beauty, Nachhaltigkeit, Politik oder Hundeerziehung – und genießen dort ein hohes Maß an Vertrauen. Ihre Inhalte wirken nahbar, ungeschliffen und oft persönlicher als die polierten Auftritte von Social-Media-Stars mit Millionenpublikum.
Vorteile von Micro-Influencern:
Natürlich sind große Influencer oder Promis nicht bedeutungslos. Eine Kooperation mit einem internationalen Star kann immense Sichtbarkeit erzeugen – und manchmal ist genau das das Ziel. Doch die hohe Reichweite geht häufig mit geringerer Engagementrate, geringerem Vertrauen und einer gewissen Austauschbarkeit einher.
Nachteile von Mega-Stars:
Ein klassisches Beispiel: Ein Shampoo-Hersteller engagiert einen weltweit bekannten Schauspieler für eine Kampagne. Millionen sehen die Werbung – aber nur ein kleiner Teil fühlt sich wirklich angesprochen oder glaubt, dass dieser Star das Produkt tatsächlich nutzt. Das Ergebnis: Sichtbarkeit ja, Wirkung begrenzt.
Micro-Influencer sprechen „ihre Leute“ auf Augenhöhe an. Sie sind oft selbst Teil der Zielgruppe – und das merken die Follower. Ob ein Skateboarder, der neue Rollen testet, eine Food-Bloggerin, die ihre veganen Lieblingsprodukte zeigt, oder ein Lehrer, der auf TikTok Bildung humorvoll verpackt: Die Nähe zur Realität erzeugt Bindung.
Zahlreiche Studien belegen: Die Conversion-Rate von Micro-Influencern ist oft höher als die von größeren Accounts. Konsument:innen vertrauen Empfehlungen, wenn sie das Gefühl haben, dass sie von „echten Menschen“ stammen.
„Internet Lore“ bezeichnet Content, Referenzen und Memes, die in Online-Communities entstehen, dort weiterverarbeitet und irgendwann zu einem Teil der digitalen Kultur werden. Es handelt sich nicht um offizielle Markenkommunikation, sondern um organisch gewachsene Narrative, die sich aus den Dynamiken der Plattformen selbst entwickeln.
Beispiele für Internet Lore:
Warum das für Marken wichtig ist:
Marken, die es schaffen, auf diese kulturellen Strömungen zu reagieren – oder sie gar mitzugestalten –, werden nicht nur gesehen, sondern verstanden. Micro-Influencer sind oft tief in diesen Nischenkulturen verankert. Sie kennen die Sprache, den Humor und die Codes. Und sie wissen, wie man Inhalte erstellt, die nicht wie Werbung aussehen, aber dennoch performen.
Beispiel 1:
Duolingo auf TikTok
Duolingo nutzt humorvolle, selbstironische Inhalte rund um das eigene Maskottchen, die stark von der Community geprägt sind. Die Inhalte greifen virale Trends auf, reagieren auf Memes und interagieren mit Kommentaren. Micro-Creators werden gezielt eingebunden, um die Reichweite zu erweitern – ohne den authentischen Ton zu verlieren.
Beispiel 2:
Nike & Lauf-Communities
Nike arbeitet regelmäßig mit Micro-Influencern aus der Lauf- und Fitnessszene zusammen – nicht mit Superstars, sondern mit lokalen Stimmen, die in ihren Städten Läufe organisieren oder Trainingstipps geben. Diese Kooperationen wirken glaubwürdig und fördern Community-Aufbau.
Beispiel 3:
Beauty-Startups auf Instagram
Junge Kosmetikmarken wie Glossier oder The Ordinary haben ihre Markenbekanntheit nicht durch Promis, sondern durch Micro-Influencer aufgebaut. Der Fokus lag auf echter Haut, ehrlicher Review und der Kraft von Mundpropaganda in Nischen-Subreddits oder Instagram-Stories.
Zielgruppenanalyse
Finde heraus, welche Micro-Communities zu deiner Marke passen – und auf welchen Plattformen sie aktiv sind (z. B. TikTok, Threads, YouTube Shorts, Instagram Reels).
Creator Research
Suche Micro-Influencer mit hoher Engagement-Rate, aktiver Community und thematischer Passung. Tools wie Modash, HypeAuditor oder sogar manuelle Recherche helfen dabei.
Kooperation auf Augenhöhe
Gib deinen Creators kreative Freiheit. Micro-Influencer wissen oft besser, wie sie ihre Community ansprechen müssen, als deine Marketingabteilung.
Langfristige Zusammenarbeit
Anstatt auf einmalige Posts zu setzen, sind mehrmonatige Kooperationen oder „Brand Ambassadors“ deutlich wirksamer.
Nutzung von UGC & Lore
Nutze User-generated Content als Ausgangspunkt für Kampagnen. Beobachte, welche Trends in deiner Nische entstehen – und reagiere sensibel darauf.
Micro-Influencer bieten Marken die Chance, echte Nähe und Glaubwürdigkeit in einer zunehmend gesättigten Content-Welt zu schaffen. In Kombination mit dem Verständnis für Internetkultur und „Lore“ können Unternehmen nicht nur werben – sondern Teil der digitalen Erzählung werden. Der Weg zum Publikum führt heute nicht mehr zwingend über Stars, sondern über die Menschen, denen wir wirklich zuhören.
Tipp: Wenn du selbst mit Influencern arbeitest, denke weniger in Reichweite – und mehr in Beziehungen. Micro-Influencer sind keine „kleinen Influencer“, sie sind oft die wertvolleren.
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